Clickern ist doch nur Bestechung, oder?

Du weißt aber schon, dass Bestechung in Deutschland illegal ist?

Genau das hat eine Reiterin mir lachend zugerufen, als ich mit Sugar an der Aufstiegshilfe stand und sie gefüttert habe. „Gottseidank besteche ich mein Pferd nicht!“ habe ich augenzwinkernd zurückgerufen. Das beschreibt eigentlich ziemlich gut, wie das Clickertraining häufig gesehen wird: Als eine Art Bestechung, man hört Aussagen wie „Ja mit Futter ist das ja einfach“, es wird belächelt. Kein richtiges Training halt.
Aber woher kommt das eigentlich? Warum denken das so viele Menschen, obwohl ja offensichtlich ist, dass man mit Clickertraining beachtliche Erfolge erzielen kann? Betrachten wir einmal eine Trainingssituation von außen. Ein Pferd soll über eine ihm unbekannte Plane gehen. Ein Pferd-Reiter Team erarbeitet das konventionell mittels negativer Verstärkung, ein anderes mittels positiver Verstärkung.
Wenn das Pferd charaktergefestigt und nicht übermäßig ängstlich ist, bekommt man es mit negativer Verstärkung wahrscheinlich relativ zügig dazu, über die Plane zu gehen, indem man den Druck wegnimmt, wenn es nach vorne geht, und es vielleicht sogar straft, wenn es zur Seite springt. Relativ schnell haben wir jetzt eine Situation mit einem Pferd, das offensichtlich Angst hatte und wahrscheinlich ein bisschen getänzelt und gehüpft ist, jetzt hat es verstanden, dass es am angenehmsten ist, über die Plane zu gehen und hat kein Problem damit. Was man von außen sieht: Das Pferd hat Theater gemacht und offensichtlich viel Angst, aber die Person hat dem Pferd gezeigt, dass es ungefährlich ist und jetzt geht es drüber, wow, eine schnelle Verbesserung!
Schauen wir uns jetzt das Team an, das clickert. Das Pferd ist in diesem Szenario genau so ängstlich/mutig wie das vorherige. Es geht auf die Plane zu, aber die Trainerin merkt, es spannt sich an. Die Schritte werden zögerlicher, es weitet die Nüstern ein wenig und wölbt den Hals ein kleines bisschen. Die Trainerin bemerkt dies und lässt es anhalten und sich alles anschauen. Als das Pferd das Gewicht nach vorne verlagert, zack, Click, Futter. In seiner Mission bestärkt macht das Pferd einen winzigen Schritt nach vorne. Zack, Click, Futter. Immer schneller traut sich jetzt das Pferd, immer mehr Schritte vorwärts zu machen, und wird jedes Mal darin bestätigt. Schließlich steht es auf der Matte. Es ist noch ein bisschen angespannt, die Situation ist trotz alledem neu und ungewohnt. Es lässt den Hals ein bisschen fallen, zack, Click, Futter. Aha. Es entspannt sich immer mehr und ist schließlich ohne Prusten, Tänzeln und Springen über die Plane gegangen. Und jetzt schauen wir, was wir von außen sehen (als Menschen, die keinerlei Erfahrung mit Clickern haben): Ein neugieriges Pferd, das von der Trainerin angehalten wird. Jetzt bekommt es Futter, obwohl es nur herum steht. Seltsam. Es soll doch lernen, dass die Plane der angenehme Ort ist? Jetzt geht es los. Für jeden Schritt gibt die Trainerin ihm wieder Futter. Jetzt steht es auf der Plane und bekommt wieder Futter. Naja, das Pferd hatte ja gar keine Angst, das ist ja einfach so auf die Plane gegangen… Das ist wohl einfach das einfachere Pferd, und es wurde ja mit Futter gelockt…
Was übersehen wird: Pferd eins hat sehr wahrscheinlich genau die selben Anzeichen gezeigt wie Pferd zwei, aber die wurden entweder nicht wahr- oder nicht ernstgenommen, bis das Pferd seine Angst so geäußert hat, dass es nicht mehr zu übersehen war: Wegspringen und nervöses Tänzeln. Einer der wesentlichen Unterschiede ist, dass Trainerin zwei die Sorgen ihres Pferdes bedeutend früher Ernst genommen hat. Gesehen hat man allerdings ein Pferd, das „nix macht“ und eine Person, die es dafür „mit Leckerlis vollstopft“.
Das zeigt aber mal wieder:
Gutes Pferdetraining ist unspektakulär.

Was sind die besten (unwahren) Kommentare, die ihr zum Thema Clickertraining gehört habt?